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AUS KOBERWITZ UM DIE GANZE WELT

24-04-2024 15:35

Rudolf Steiners "Landwirtschaftlicher Kurs" vor 100 Jahren gab den Gründungsimpuls für die "Biodynamische Wirtschaftsweise" und die Demeter-Gemeinschaft. Abnehmende Fruchtbarkeit, schlechtere Lebensmittel – die anthroposophischen Landwirte, die 1924 Rudolf Steiner um eine Vortragsreihe im schlesischen Schloss Koberwitz gebeten hatten, wollten Anregungen für eine bessere Landwirtschaft, auch aus spiritueller Sicht. Noch während des Kurses gründeten sie einen Versuchsring – Vorläufer aller heutigen Demeter-Organisationen. Steiners Ideen zur Landwirtschaft wurden rasch an verschiedenen Orten in Mitteleuropa, aber auch in Übersee praktiziert und beforscht. Seit 1927 verwenden die Pioniere den Begriff „biologisch-dynamisch“ für die Methode und ab 1928 kennzeichnet die Demeter-Marke das so Erzeugte. 1941 wurden die biologisch-dynamischen Organisationen vom NS-Regime verboten. Nach dem Krieg bauten in Deutschland ein paar Dutzend Betriebe und Aktivisten die biodynamische Arbeit wieder auf. 1957 waren es bereits knapp 100 anerkannte Demeter-Betriebe. Um den noch jungen und umstrittenen Ökolandbau zu erforschen, gründeten Schweizer Demeter-Bauern mit anderen 1978 ein Forschungsinstitut, das FiBL, an dem u. a. ein Langzeitversuch zeigen soll, was Bio kann: Im Vergleich zwischen dynamisch, organisch und konventionell erweist sich biodynamisch als das Beste für den Boden (u. a. publiziert in Science 296, 1694–1697: Mäder, P. et al. [2002]: Soil fertility and biodiversity in organic farming). Auch an weiteren biodynamischen Institutionen wird wissenschaftlich gearbeitet, teils zusammen mit Universitäten.

Bio heißt Bildung – in den Siebzigerjahren werden in Deutschland zwei biodynamische Landbauschulen gegründet, 1983 folgt eine eigenständige regionale Ausbildung für Lehrlinge auf Demeter-Höfen, auch in anderen Ländern entstehen biodynamische Ausbildungsstätten. In Indien und Ägypten stärkt die biodynamische Methode auch Kleinbauern. Die Demeter-Bewegung, von Anfang an international aufgestellt, gründet 1997 einen internationalen Dachverband mit 19 Landesorganisationen. Bio braucht neben Forschung, Ausbildung und dem Entwickeln guter Lebensmittel auch eine eigene Züchtung, denn Pflanzensorten und Tierrassen sollen zur unkonventionellen Wirtschaftsweise passen. Züchter und Gärtner sind da bereits aktiv, 2010 unterstützt der Demeter-Verband die biodynamischen Pflanzenzüchter mit einer eigenen Richtlinie. Um die Öko-Tierzucht auf den Weg zu bringen, gründet Demeter mit Bioland die ökologische Tierzucht gGmbH, die neben der Zucht eines Zweinutzungshuhns auch die ökologische Rinderzucht verfolgt. 2024 arbeiten weltweit – von Peru bis Japan, von Norwegen bis Australien – in 57 Ländern ca. 6.500 landwirtschaftliche Betriebe auf zusammen über 200.000 Hektar, dazu kommen etwa 2.500 Demeter-Mitglieder aus Verarbeitung und Handel.

 

Übergabe der Ökokiste. Fahrer an Kundin.